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S-Boote in der Volksmarine 1956 - 1990

Untergang des Bootes 844 "Willi Bänsch"

Am 31.08. 1968 mitten in der heißen Phase des Kalten Krieges erhält der Kommandant des Torpedoschnellbootes 844 "Willi Bänsch" im für Spannungs- und Krisenzeiten angelegten Hafen Darßer Ort den Befehl, zusammen mit dem Boot 843 einen Aufklärungsvorstoß gegen die gemeldete Fregatte "Karlsruhe" (F 223), die den Fehmarnbelt auf Ostkurs passiert hatte, durchzuführen. Um 01:53 Uhr liefen die Boote aus und fuhren bei Sichtweiten von unter 30 Metern mit Höchstfahrt Richtung Kadettrinne. Innerhalb kurzer Zeit verlor Boot 843 die Sichtverbindung zu seinem Rottenführer und fuhr auf eigene Faust zur befohlenen Position bei Tonne 12 der Kadett-Rinne. 

Im Gries des Funkmessgerätes auf dem Boot 844 identifizierte der Funkmessgast 15 Seeziele, davon ein größeres. Die als "großes fremdes Seeziel" identifizierte "Drottningen" verschwand um 02.24 Uhr in stehender Peilung in der Totzone des Radargeätes auf der "Willi Bänsch". Der Kommandant ließ um fast 70 Grad nach Backbord drehen und wechselte die Fahrtstufen von 28 kn auf "Stopp" und wieder auf "Halbe Fahrt voraus", während die Fähre nach Steuerbord drehte. Zu diesem Zeitpunkt betrug der Abstand zwischen den beiden Fahrzeugen 2,2 sm. Um 02.27 Uhr rammte die Fähre das Schnellboot. "Drottningen" fuhr zum Zeitpunkt der Havarie 17,2 kn, die "Willi Bänsch" 24 kn. Das Boot 844 "Willi Bänsch" kenterte und sank sofort. Die "Karlsruhe" hatte zu diesem Zeitpunkt wegen der schlechten Sichtverhältnisse schon lange unbemerkt durch das Vorpostenschiff im Fehmarnbelt (MLR-Schiff Krake-Klasse) den Kurs geändert und bei Staberhuk geankert.

Ein Teil der Besatzung Boot 844 "Willi Bänsch" wenige Tage vor dem Unfall - Archiv: MHMD 

Von links: Kapitänleutnant Wolfgang (Gaston) Schulz [Kommandant], Obermaat Reinhard Zobel (†) [Bootsmann],  Stabsmatrose Werner Schiwek (†) {Mot-Gast], Stabsmatrose Joachim Klowersa [E-Nautiker], Stabsmatrose Rainer Handschug (†) [Ari-Gast], Stabsmatrose Egon Matthes (†) [Funk-Gast], Stabsmatrose Jürgen Dannies (†) [Mot-Gast], Stabsmatrose Reinhard Christ [Torpedo-Gast], Stabsmatrose Reiner Laudeley [Funkmeß-Gast], Obermaat Hubert Schön [Leitender Maschinist], Stabsmatrose Günther Kays [Torpedo-Gast], Leutnant Rolf Jörn (Leitender Ingenieur].

Zur Besatzung am Unglückstag gehörten ferner  Stabsmatrose Peter Schulz () [E-Gast] und Stabsmatrose Dieter Behge (Ari-Gast) sowie die beiden zusätzlich Eingeschifften, Leutnant Uwe Leginski [FTO-Abteilung] und Stabsmatrose Gert Wittek (†) [Funkmeß-Gast]. 

(Quelle für die Informationen zur Besatzung: Marinehistorisches- und Heimatmuseum Dranske/Bug, verifiziert durch Überlebende)

"Drottningen" meldete die Havarie "mit einem unbekannten Fahrzeug" um 03.51. Sie suchte nach dem Unfallgegner aber entfernte sich langsam aber beständig von der Unfallstelle. An der Suche nach Überlebenden beteiligten sich die schwedische Fähre "Gustav Wasa", zehn Schnellboote, vier Minenleger, drei Hubschrauber und ein Hilfsschiff der Volksmarine, drei dänische Hubschrauber, ein westdeutsches und ein polnisches Handelsschiff kamen hinzu. Im Morgengrauen konnten neun Mann durch das Boot 843 aus einer Rettungsinsel geborgen werden. Sieben Mann galten zunächst als vermisst. 

Durch die Suchfahrzeuge konnten keine der Vermissten geborgen werden. Ein Toter konnte erst am 05.09. beim Auffinden des Wracks durch die Kampfschwimmer der Volksmarine geborgen werden.  Zwei weitere Tote wurden am 08.09. gefunden, als das inzwischen gehobene Wrack auf der Slipanlage in Warnemünde abgesetzt wurde. Nachdem das verloren gegangene Geschütz später gefunden und geborgen wurde, fand man darin eingeklemmt einen Toten. Drei noch vermisste Besatzungsangehörige wurden wenige Wochen später in Dänemark angespült. 

Ihr Leben verloren bei diesem tragischen Unfall der Bootsmann Obermaat Zobel, die Maschinisten Stabsmatrose Schiwek und Stabsmatrose Schulz, der Artilleriegast Stabsmatrose Handschug, der Funkmessgast Stabsmatrose Wittek, der Funker Stabsmatrose Mathes und der Motorengast Stabsmatrose Dannies.

Artikel aus der Armee-Rundschau - Archiv: Förderverein

Nachruf für die Toten und Vermissten - Archiv: Förderverein

Havariekommission:

"Drottningen war in der Totzone"

Berlin (TT-DPA)   Die Kommission des ostdeutschen Verteidigungsministeriums, welche die Ursachen für die Kollision am 31. August zwischen der schwedischen Fähre Drottningen und dem ostdeutschen Marineboot Willi Bänsch untersucht hat, hat jetzt ihren Bericht vorgelegt.

Gemäß dem ostdeutschen Nachrichtenbüro ADN var die Fähre in die "Totzone" des Radargerätes des Bootes eingelaufen. Bei dem herrschenden Nebel und der Dunkelheit war die Sicht nicht mehr als ca. 50 Meter. Das Marineboot sank unmittelbar. Sieben Mann folgten mit in die Tiefe, neun konnten gerettet werden.

(Rohübersetzung Kalle Scheuch)

Zeitungsbericht aus Trelleborg - Archiv: Dan Drakenholt

Wrack der "Willi Bänsch" am Haken - Foto: Archiv Förderverein

Das zerbrochene Wrack der "Willi Bänsch" - Foto: Archiv Förderverein

Propeller der "Willi Bänsch" im MHM Dresden - Bild: Archiv Förderverein

Fahrhebel Mot-Steuerstand Brücke und Torpedozielgerät der "Willi Bänsch" - Bild: Archiv Dieter Flohr

"Dottningen" in voller Fahrt - Bild: Archiv Dan Drakenholt
Leichte Kratzer an Bb. der "Drottningen" - Bild: Archiv Dan Drakenholt
Auch an Stb. nur leichte Farbkratzer - Bild: Archiv Dan Drankenholt

 

Dan Drakenholt aus Trelleborg, Schweden, dessen Vater auf der "Drottningen" fuhr, untersucht anhand des als Geheim eingestuften Berichtes der schwedischen Untersuchungskommission den Hergang des Unfalls. Er hat ein Video in Youtube gestellt. 

Erinnerung an "Willi Bänsch" - Bild: Aus einer Email von Dan Drankenholt

Der versiegelte Bericht der schwedischen Untersuchungskommission - Bild: Dan Drankenholt

Seeverhandlung "Drottningen" mit Stempel "Geheim" - Bild: Dan Drankenholt

Bericht "hinter verschlossenen Türen" des Kapitäns der "Drottningen" - Bild: Dan Drankenholt

Gedenkstein für die Toten von "Willi Bänsch" im Hauptbasierungspunkt Dranske 1969 - Bild: Archiv MHMD

Tafel auf dem Gedenkstein für die Toten von Boot 844 "Willi Bänsch" 1969 - Bild: Archiv MHMD

Denkmal für die Toten des TS-Bootes 844 "Willi Bänsch" im Jahre 1988 - Bild aus "Schnellbootsverband gefechtsbereit"

Der auf den Friedhof Dranske umgesetzte Stein am 30.08.2011 - Bild: Archiv MHMD

Abhandlungen über den Verlust des TS-Bootes 844 "Willi Bänsch" finden sich in den Büchern:

 Ingo Pfeiffer: "Gegner wider Willen"

Ingo Pfeiffer: "Fahnenflucht zur See"

Dieter Flohr: "Volksmarine"

Vorstand der Bordkameradschaft der Schnellbootfahrer Projekt 183: "Die Torpedoschnellboote der Volksmarine 1959 - 1971 - Chronik Teil 2"

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Am 07.12.1990 erschien in der Bild-Zeitung ein Artikel unter der Überschrift:

Der Artikel ist im typischen Stil der Bildzeitung verfasst und enthält zahlreiche Fehler, so zum Beispiel, dass der Kommandant (dessen Vorname falsch wiedergegeben wird) ertrunken und dass die Reste des Torpedozielgerätes ein Sextant sei. Selbst die Maße des Gedenksteins (H = 2,20 m, B = 1,45 m) werden mit 3,00 m hoch und 1,50 m breit falsch angegeben. Ausserdem zeigt er ein erschütterndes Unverständnis über die Wirkungsweise von Magnetminen.

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Am 30.08.2014 zur alljährlichen Ausfahrt und Kranzniederlegung an der Untergangstelle des TS-Bootes 844 "Willi Bänsch" fanden sich auch drei Überlebende der Havarie ein. Das untenstehende Bild zeigt von links Stabsmatrose a.D. Joachim Klowersa (ex-Steuermannsgast, E-Nautiker), Obermaat a.D. Hubert Schön (ex-Leitender Maschinist) und Stabsmatrose a.D. Reinhard Christ (ex-Torpedogast). 

Drei der Überlebenden der "Willi Bänsch" - Foto: Volker Groth

Der Untergang der "Willi Bänsch" (Boot 844) wird auch in Köhlers Flottenkalender 2007 unter dem Titel "Untergang im Kalten Krieg" auf Seite 112 ff. beschrieben. Autor: Dr. Ingo Pfeiffer.